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Martin Grundheber

Martin Grundheber  23.11.1914- 19.06.1964 von Roland Ries

Am Anfang aller Gemeinschaften und Bewegungen steht gewöhnlich eine Einzelpersönlichkeit. Sie hat die Idee, die Ideale, die Gedanken und das brennende Herz. Das war im Falle des Eurener Pfadfinderstammes „Tempelherren“ ganz zweifellos Martin Grundheber. Er studierte 1945/46 nach dem Krieg, als 31- jähriger Kriegsheimkehrer, ehemaliger Unteroffizier, im Trier Priesterseminar Theologie, als wir ihn für uns entdeckten. Peter Lamberti, Alfred Zeimet und ich, wir besuchten ihn (verbotenerweise, nach der Hausordnung des Seminars) nachmittags; dann und wenn er Ausgang oder Ferien hatte und Zuhause war, saßen wir und andere Eurener Jungen stundenlang bei ihm. Wir lernten unter seiner Anleitung Klampfe spielen, hörten seinen spannenden Geschichten zu und ließen uns willig auch zu Gebet, zum Besuch der Jugendmessen am Werktag, zur täglichen Schriftlesung anleiten und mit Büchern versorgen. Martin war für unsere Begriffe „reich“, er verfügte über die Erfahrung der 30er Jahre, in denen er Pfadfinder und Sippenführer war, über die Russlandfeldzug Erlebnisse des Krieges und das Wissen des Theologiestudiums. Anderseits waren wir selbst „arm“. Die ersten Jahren nach dem Krieg war eine ganz arme Zeit, nicht nur in materiellen Hinsicht. Wir trugen selbstgemachte Sandalen und Kleider, die unter Verwendung von Uniformen hergestellt waren: wir hatten auch immer Hohldampf und waren nie satt zu kriegen; und vor allen: nach der schweren äußeren Zerstörung  im Angesicht von Schutt und Trümmern und angesichts der Trauer über die vielen Gefallenen und Vermißten fehlte uns ein positiver, aufbauender frischer Geist. Das Pfadfindertum war deshalb für uns eine Offenbarung, ein Halt, ein Ziel. Im Unterschied zur heutigen Jugend übernahmen wir fast kritiklos, was uns in augengemäßer Form angeboten wurde. Für in der Jugendarbeit tätige Kapläne und Gruppenführer war das eine dankbare Zeit; die eifrigen Eurener Kapläne Hans Mai und Anton Geisen werden es bestätigen ; von Ihnen haben wir vieles gern angenommen.Als Kuraten haben sie uns geholfen, über Enttäuschung und Gegnerschaften hinwegzukommen, besonders uns „Führen“. Das gleiche gilt für den in der Stadt Trier tätigen „R.O.“, Rektor Osten. Der Blick in die Zeit vor fünfundzwanzig Jahren läßt viele schöne Stunden, festliche Abende, große Fahrten und Zeltlager, lange Liederrunden am Feuer und einsame Nächte in der Erinnerung erstehen; Freundschaften, Begegnungen, Erlebnisse, Abenteuer ….. Es ist lange her. Hat es sich gelohnt? Was bleibt? Ich glaube: nicht Gutes geht verloren. Ich glaube: was Martin Grundheber, was die Kuraten, Feldmeister, Gruppenführer(innen), Eltern getan, gesagt, vorgelebt haben, das war nicht umsonst. Es hat geprägt, gestaltet, ist in die Geschichte eingegangen  und ist irgendwo lebendig, nicht nur im Stamm der „Tempelherren“; nicht nur in Euren, sondern überall da, wo Menschen damit in Berührung kamen, in Betrieben, Familien, Büros. Das Gute lebt dort weiter. Vielleicht ist das die wichtigste Erkenntnis, die wir bei Betrachtung von 25 Jahren „Gute Taten“, 25 Jahre „Allzeit bereit“, neu gewinnen sollten: das Gute lohnt sich immer; es wird von der Zeit nicht ausgelöscht. Denn die Liebe ist die stärksten Macht. Und ER, dem wir alle dienen, der uns aufgetragen hat zu lieben, er wird auch den längsten Arm in der Geschichte haben.

Quelle: Festschrift 25 Jahre DPSG Stamm Tempelherren